THEATER AM ESPACH


Unsere Heimatbühne

Mit dem Brand des Wiener Ringtheaters im Jahr 1881, mit 417 Toten, und den in diesem Zusammenhang erlassenen strengen feuerpolizeilichen Schutzmaßnahmen, durfte die „Bürgerliche Theatergesellschaft“ von Babenhausen, aus dem Jahr 1864, nicht mehr in dem als „kleiner Theatersaal“ ausgebauten Dachboden des Babenhausener Rathauses auftreten. Geplante bauliche Veränderungen, um den Vorschriften zu genügen, erwiesen sich als nicht durchführbar.
 
Der damalige Vorstand der „Bürgerlichen Theatergesellschaft“ Anselm Magel sah nur einen einzigen Ausweg um das Theaterspiel in Babenhausen zu retten, den Neubau eines eigenen Theatergebäudes. Zu diesem Zweck gründete Anselm Magel eine Aktiengesellschaft in die 50 Babenhausener Bürger, sowie die Gemeinde selbst eintrat.
Mit dem Neubau wurde der Baumeister Anton Deutschenbauer beauftragt, nachdem er sich verpflichtete, den Neubau fix und fertig für 4.000 Mark in „solidischer und musterhafter Bauweise“ zu errichten. Die Bauzeit wurde, neben anderen Dingen, vom 15. April bis 01. Juli 1889 festgelegt.

Am 18. September 1889 wurde das „Babenhausener Gesellschaftstheater“ mit dem Stück „Muttersegen oder Die Perle von Savoyen“, einem Schauspiel aus der Zeit des französischen Rokoko, feierlich eröffnet.

Mit 260 Sitzplätzen auf einfachen Holzbänken, war es in keinster Weise ein Aufwändiger Bau. Die Front war ein Fachwerkbau, das noch heute über dem Eingangsvorbau erkennbar ist. An der Spitze befand sich eine geschnitzte Lyra umgeben von Ornamenten. An der Stelle des heutigen Foyers stand ein kleiner Eingangsvorbau, ebenfalls in Fachwerk, der mit einem künstlerisch gestalteten Giebel aufwarten konnte.

Im April 1893 wurde der Auftrag zum Einbau einer Theaterloge mit 40 gepolsterten Sitzplätzen vergeben, welcher im Rechnungsbuch allerdings erst im Jahr 1906 aufgeführt ist. Ob der Einbau erst zu diesem Zeitpunkt erfolgte oder vorher die Zahlung nicht möglich war, ist leider nicht mehr nachvollziehbar.

Im Jahr 1903 wurde nach anfänglicher Ablehnung die Elektrifizierung des „Babenhausener Gesellschaftstheaters“ umgesetzt. Wie nachzulesen ist, war „die Farbenpracht, die bei den lebenden Bildern erzielt wurde großartig, wie es nur in größeren Theater zu sehen gewohnt war“.

Als im Jahre 1932 eine der mächtigen alten Linden, gepflanzt im 16. Jahrhundert, vom Espachplatz auf das Dach des Theaters fiel entschloss man sich wohl bei den Reparaturen für den neuen Vorbau mit Kassenhäuschen etc. Diesem Umstand sind auch die Aufnahmen mit der alten Fassade zu verdanken, sind diese doch die einzig überlieferten Photografien der ursprünglichen Front.

Nach den Wirren des 2. Weltkrieges und der folgenden verworrenen Rechtslage war die Gemeinde Eigentümer des „Babenhausener Gesellschaftstheaters“ geworden. Zunächst wurde das Gebäude an die Nachfolger der „Bürgerlichen Theatergesellschaft“ vermietet, die als Untermieter einen Kinobetreiber beherbergten. In dieser Zeit wurde der Balkon um das doppelte Vergrößert und somit 40 weitere Sitzplätze geschaffen.




Im Jahr 1955 wurde das Theater dann direkt an den Kinobetreiber vermietet und das Theaterspiel war damit auf ein Minimum, im Jahr lediglich 4 Wochen, zurückgedrängt worden. Durch die vom Kinobetreiber vorgenommene Modernisierung des Zuschauerraumes verschwand der Charakter des Theatersaales vollends. Es wurde durch moderne Lampen und Kunststoffbespannung an den Wänden ein typisches Kino erschaffen. Da sich das Kino mit der Zeit dem Ende zuneigte, sank das Niveau der dargebotenen Filme und die Betreiber mühten sich durch die Jahre. Was hierbei allerdings auf der Strecke blieb war das Gebäude selbst. Dieser Zustand der Verwahrlosung dauerte bis in das Jahr 1980 an, in welchem das Filmtheater endgültig dicht machte.
 
Der Fußboden im Zuschauerraum war inzwischen so kaputt, dass die Besucher mit ihren Absätzen hängen blieben. Von den Wänden hing die Kunststoffbespannung in Fetzen von den Wänden herunter, einige Klappstühle waren aus ihren Verankerungen gerissen und die Sanitären Anlagen bestanden mehr aus verrosteten als aus heilen Teilen. Ein Modergeruch erfüllte, neben anderen Gerüchen, die Atmosphäre des Gebäudes. Es gab in diesem Jahr nur zwei Alternativen: Abriss oder Sanierung. Die Gemeinde wählte den aufwändigeren Weg der Sanierung, aus der geplanten „kleinen“ Sanierung wurde schnell eine Umfassende Baumaßnahme mit dem Erneuern von Wänden und Stützbalken um die Bausubstanz zu retten. Der Bühnenbereich musste ebenfalls den entsprechenden Erfordernissen angepasst werden. Bei der Frage der richtigen Wandverkleidung, Stoff oder Holz, entschied man sich, zwecks der Akustik, für die heute noch wunderschöne Holzvertäfelung. Dieses Jahr 1981 war bedeutend in der Geschichte des Theatergebäudes, mit den Baumaßnahmen verschwand auch das Schild „Filmtheater“ fortan sollte es „Theater am Espach“ heißen.
 
Im Jahr 1995 machte sich die Baussubstanz nochmals bemerkbar. Es musste der Bühnenbereich abgesenkt, sowie ein Magazin mit Aufenthaltsraum und Duschen im Untergeschoss angebaut werden. Die Heizungsanlage sowie technischen Anlagen wurden neu konzipiert, ebenfalls die Spielergarderoben komplett saniert.
 
Im Jahr 2006 konnte durch eine großzügige Spende, aus Mitteln des Vereins der Theatergruppe Schmiere, die ersten acht Reihen der Bestuhlung neu, sowie die hinteren Reihen und die Balkonbestuhlung aufgepolstert und bezogen werden. Parallel hierzu wurde der Teppichboden im Zuschauerraum und Foyer neu verlegt. Die Schwierigkeit die sich hieraus ergab war, dass nach der Neubestuhlung eine optimale Raumausnutzung für alle Nutzer des Gebäudes gefunden werden musste. Statt wie bisher 289 Besuchern bot es von nun an „nur“ noch 248 Besuchern Platz.
 
Allen Widerständen zum Trotz konnte das Theater am Espach in den vergangenen, wechselvollen, 125 Jahren bestehen. Es entwickelte sich durch vielerlei Hinsicht, durch Initiative und finanziellem Aufwand, vornehmlich aber durch Ehrenamtlichen Einsatz zu einem Schmuckkästchen unter Schwabens Bühnen. Unsere Aufgabe ist es, dass wir die Idee die Anselm Magel mit seiner „Bürgerlichen Theatergesellschaft“ im Jahr 1889 hatte weiterführen. In seinem und ihrem Sinne, das Theater am Espach, mit Spaß und Freude, dem Drama, der Komödie und der Musik, in allen Facetten die das Theater bietet, mit Leben zu erfüllen.


ZAHLEN UND FAKTEN

Erbaut

18. April – 01. Juli 1889

Renovierungen

1893 – Einbau Theaterloge (evtl. auch 1906)

1903 – Elektrifizierung

1927 – komplett Renovierung

1932 – Bau heutiges Foyer

1934 – Bestuhlung

1949 – Neugestaltung Zuschauerraum

1955 – Modernisierung (Kino) Zuschauerraum

1964 – Bühnenboden & -decke, Garderoben

1981 – komplett Sanierung

1996 – Bühnenbereich & Technik, Anbau Magazin

2006 – Bestuhlung & Teppichboden

Sitzplätze

Gesamt: 248 

(Saal: 180 / Balkon: 68)

Bühnenmaße

Breite: ca. 9,45m

Tiefe: ca. 7,26m